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RedeVeröffentlicht am 9. Mai 2025

Einhausung Schwamendingen

Schwamendingen, 09.05.2025 — Rede von Bundesrat Albert Rösti

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Carmen Walker Späh,

sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin Corinne Mauch

sehr geehrte Frau Stadträtin Simone Brander,

sehr geehrter Herr Rüegger vom Quartierverein Schwamendingen,

sehr geehrter Herr Lohmann von der IG 12,

liebe Projektbeteiligte, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

Wir sind heute im Norden der Stadt Zürich versammelt, um ein für die Schweiz visionäres Nationalstrassenprojekt einzuweihen. Der Verkehr rollt – kaum hörbar – direkt neben uns auf einem frisch sanierten Autobahnabschnitt. Was früher eine lärmbelastete Schneise war, ist heute ein begrünter Park: Die Autos und Lastwagen fahren durch den neuen Tunnel – und oben flanieren ab sofort Fussgängerinnen und Fussgänger durch den neuen Überlandpark. Ich freue mich sehr, mit Ihnen zusammen diesen Projektmeilenstein und die Eröffnung des Parks zu feiern.

Schwamendingen wurde einst als durchgrünte Gartenstadt konzipiert. Die Autobahn hat die Erschliessung von Region und Quartier für Güter und Menschen massgebend verbessert. Dieser Fortschritt brachte für Schwamendingen und seine Einwohnerschaft während Jahrzehnten aber auch grosse Lärm- und Luftbelastungen mit sich. Diese wichtige Verkehrsachse trennte zudem Quartiere, belastete die Wohnqualität und zerschnitt den urbanen Raum. Der neue Überlandpark rückt die ursprüngliche Vision wieder näher an die Realität heran. Die zahlreichen Zugänge zum Park schaffen Verbindungen, wo zuvor eine vierspurige Autobahn nur in Unterführungen zu queren war – das ist eine klare Aufwertung für das gesamte Quartier. Dass hier künftig neue Wohnbauten entstehen und sich das Quartier weiterentwickelt, ist angesichts der nun stark verbesserten Umgebung nur konsequent. Diese positive Entwicklung sei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Herzen gegönnt.

Die Schweiz ist ein Land der Pendlerinnen und Pendler. Unsere Wirtschaft lebt von gut funktionierenden Verkehrswegen. Mobilität gehört zum Alltag – ob mit Bahn, Tram, Auto oder Velo. Gleichzeitig verlangt jedes Infrastrukturprojekt nach einer sorgfältigen Abwägung: Mobilität ja – aber nur in umwelt- und sozialverträglicher Form. Diesen Spagat müssen alle Infrastrukturbetreiber meistern. Schwamendingen zeigt eindrucksvoll, wie Bund, Kanton und Stadt gemeinsam eine zukunftsweisende Lösung realisieren konnten.

Unbestritten ist aber auch, dass der Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat – und nebst Stau, stockender Verkehr und Ausweichverkehr auch die Belastung für die Anwohnenden. Gerade hier, entlang der A1, war die Situation schon vor Jahrzehnten unangenehm. Heute verkehren rund 120 000 Fahrzeuge pro Tag. Die Forderung aus dem Quartier nach Lärmschutz ist indes auch nicht neu – sie wurde bereits in den 1990er Jahren laut.

Vor genau 25 Jahren hat der Kanton Zürich – damals noch zuständig für diesen Abschnitt – beschlossen, hier Massnahmen zum Lärmschutz umzusetzen. Und bald war klar, dass nicht nur die üblichen Lärmschutzmassnahmen realisiert werden sollten. Künftig sollte eine Einhausung der Strasse den Verkehrslärm minimieren. Den Impuls dafür gaben nicht Fachleute, sondern die Bevölkerung selbst. Sie brachte die Idee aufs Tapet – und die Politik hat sie konstruktiv aufgenommen und weiterverfolgt.

Stadt und Kanton standen hinter dieser Idee – das zeigte sich auch im klaren Ja des Kantonsrats zur Kreditvorlage oder an den zwei deutlichen Volksabstimmungen in der Stadt. 2008 kam dann der Bund ins Spiel: Mit dem Bundesamt für Strassen, dem ASTRA, übernahm er infolge neuer Zuständigkeiten die Projektverantwortung – und trug den Hauptteil der Finanzierung über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF). Der Bund finanzierte seinen Projektteil nutzergerecht.

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Projekte wie die Einhausung Schwamendingen entstehen nicht einfach, weil wir sie gut finden. Sie werden nur dann Realität, wenn ein klarer politischer Wille vorhanden ist – sowohl in der Bevölkerung als auch auf allen drei föderalen Ebenen. Und sie gelingen nur, wenn alle Beteiligten bereit sind, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Sonst bleiben sie Wunschdenken.

Als Verkehrsminister freut es mich zudem, dass wir die Autobahn nicht nur verträglicher, sondern auch sicher gemacht haben: Der verlängerte Schöneichtunnel – nun rund 1,7 Kilometer lang – erfüllt höchste Sicherheitsstandards. Die täglich rund 120 000 Verkehrsteilnehmenden werden das zu schätzen wissen auch wenn wir alle hoffen, dass Notausgänge und Tunnellüftung hoffentlich nie oder nur möglichst selten benutzt werden müssen.

Mehr Verkehr, weniger Raum, steigende Ansprüche an Lebensqualität, Lärmschutz und Verkehrssicherheit – das sind die Herausforderungen unserer Zeit in der Verkehrsplanung. Sie zwingen uns, neue Wege zu gehen. Die Einhausung Schwamendingen zeigt: Es ist möglich. Mit Kreativität, politischem Mut und echtem Miteinander entstehen Lösungen, von denen alle profitieren.

Ich danke allen, die zum Erfolg dieses Projekts beigetragen haben: dem Kanton und der Stadt Zürich, den Planerinnen und Planern, Ingenieurinnen und Ingenieuren, Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern, den Unternehmern sowie den Mitarbeitenden des ASTRA. Mein besonderer Dank gilt auch der Bevölkerung, die lange auf dieses Projekt gewartet und während der Bauzeit zum Teil erhebliche Einschränkungen und Baulärm in Kauf genommen hat. Umso mehr freue ich mich, diesen besonderen Moment heute mit Ihnen allen gemeinsam feiern zu dürfen.

Weiterführende Informationen

Einhausung Schwamendingen und Ueberlandpark feierlich eingeweiht (Medienmitteilung ASTRA, 09.05.2025)